Die blinkgestalten hinter dem Kraftwerk Konzert

Ein exklusiver Hintergrund-Bericht der blinkgestalten vom Kraftwerk-Konzert in München … aus einem ganz anderen Blickwinkel.

Blinkgestalten auf Kraftwerk-Konzert
Bild: die Blinkgestalten am Hintereingang der Kongresshalle München

Bevor wir mit dem Bericht beginnen, müssen wir uns outen: ja, auch die blinkgestalten sind durch Kraftwerk inspiriert. Wir reihen uns damit ein in die illustre Riege der „Kraftwerkinspiranten“ Africaa Bambaataa, DJ Hell, Coldplay, Rammstein und überhaupt jedem aus dem Bereich der elektronischen Musik. Damit ist es raus: ja, wir lieben Kraftwerk!

Umso schlimmer traf uns die Nachricht, dass in München im Oktober drei Kraftwerk Konzerte stattfinden sollten – unter Ausschluß der blinkgestalten. Ja, wir haben den heimlichen Kartenvorverkauf im Internet nicht mitbekommen. Peinlich.

Doch die blinkgestalten wären nicht die blinkgestalten, wenn sie sich durch unwesentliche Details wie gültige Eintrittskarten von einem Besuch des Kraftwerk-Konzerts abhalten ließen. Um es kurz zu machen, der nachfolgende Bericht beschreibt unsere Konzert-Impressionen hinter der Kongresshalle, vor der Tür des Notausgangs, auf der Treppe zum Parkplatz, neben dem Hinterausgang der Küche der Gaststätte Kongressgarten, gleich bei den Müllcontainern.

Laut der Süddeutschen Zeitung war zu Beginn des Konzerts die Bühne in Rot getaucht. Das können wir aus unserer Hinterbühnenperspektive nicht bestätigen. Der Parkplatz war in dunkelblaue, spätherbstlich milde Abendstimmung getaucht. Leichter Chlorgeruch von der Bierkrugwaschanlage, gemischt mit einer Anmutung von Frittierfett aus der Küche wehte den blinkgestalten um die neugierig gespitzten Ohren.

Das Konzert begann – wie gewohnt – mit „Die Roboter“. Der Sound war extrem knackig und druckvoll, die Stahltüre des Notausgangs bebte unter dem Schalldruck.  Mit dem Rücken und dem Kopf an die Tür gelehnt, liefen die Druckwellen die Wirbesäule entlang, über das Rückenmark, bis hinein ins zentrale Nervenzentrum. Eine unglaublich bewegende, körperliche Musikerfahrung. Bemerkenswert: auch die Wiedergabe der hohen Frequenzen wurde durch die Stahltüre kaum beeinträchtigt.

Die in der Presse hochgelobten 3D-Effekte konnten auch wir am Hintereingang  deutlich verfolgen. Die Fahrzeuge am Parkplatz sahen unglaublich plastisch aus – fast wie echt. Immer wieder streckten die Blinkgestalten ihre Hände in die Richtung der Autos – sie schienen zum Greifen nah zu sein.

Der Kritik der Süddeutschen Zeitung an den 3D Effekten wollen wir uns daher nicht anschließen: ja, mag sein, dass sogar die Brauerei Aying inzwischen 3D-Imagefilme zeigt. Aber dass Kraftwerk deswegen altmodisch und der Zeit hinterher sein soll? Diese Argumentationskette erscheint uns fragwürdig. Vor der Brauerei Aying wurde sicher auch schon vor 50 Jahren Musik gespielt (z.B. von der Blaskapelle Helfendorf). Aber deswegen wird Aying auch nicht gleich zur musikalischen Avantgarde. Worauf es ankommt ist schließlich nicht wann man 3D Videos präsentiert oder Musik macht, sondern wie.

Zurück zum Konzert: mit Ausnahme des Anfangs entsprach die Abfolge der  Titel im Wesentlichen dem Live-Album „Minimum-Maximum“ aus dem Jahr 2005. Wir gehen hier nicht genauer auf die Interpretation der einzelnen Stücke ein – was wir aber durchaus könnten, wenn wir den Rahmen des Blogs sprengen wollten.

Insbesondere auf den Schluß des Konzerts waren die blinkgestalten besonders gespannt. Beim Konzert im Jahr 2004 improvisierten die Bandmitglieder beim letzten Titel „Music Non Stop“ stark. Daher lauschten wir aufmerksam durch die verbogene Türritze den Klängen zu „Music Non Stop“, kamen aber zu dem Schluß, dass sich die Abwesenheit von Florian Schneider leider negativ auf den Sound ausgewirkt hat. Gefehlt hat uns auch die Verabschiedung a la „Gute Nacht. Auf Wiedersehen. Doswedanja Moscwa“.

Und so war es für die Blinkgestalten ein unterhaltsamer, alternativer Konzertabend hinter dem Konzert. Wir wünschen Kraftwerk gute Gesundheit trotz des hohen Alters, so dass wir eventuell doch noch einmal in den Genuß eines Kraftwerk-Livekonzerts kommen dürfen.

blinkgestalten

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